Vorwort

Neugeborene und Säuglinge

Gesundheitsprobleme bei Kindern nach dem Säuglingsalter

Behinderung, Erziehung, Förderung, Rehabilitation und ärztliches Handeln

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Neugeborene und Säuglinge

Gesundheitsfragen und -probleme bei Neugeborenen und Säuglingen

Wertigkeit des Stillens

Stillen verhindert Durchfall, Enterokolitis, Zöliakie, Morbus Crohn, Allergien. Es reduziert die Rate an Klinikaufenthalten und Todesfällen. Strittig ist aktuell noch, ob Stillen sogar gegen Infektionen und Krebs wirksam ist.

Muttermilch hat die ideale Zusammensetzung für die Säuglingsernährung bis Ende des sechsten oder siebten Monats. Stillen über ein Jahr ohne Zufüttern führt jedoch zu Eisenmangel und Gedeihstörung.

Kind kann nicht gestillt werden

Wenn stillen nicht geht und Flaschennahrung nötig wird, nicht verzweifeln – das Kind wird auch mit Flasche gesund und groß. Die Mutter hat nicht versagt. Muttermilch schützt vor Allergien und infektiösen Durchfällen und ist besonders gut, aber Muttermilch macht nicht klüger, emotional stabiler oder größer.

Stillprobleme durch ein kräftiges Zungenbändchen werden öfters vermutet, falls ein Kind an der Brust nicht genügend trinkt – die Rolle des Zungenbändchens als Stillhindernis ist allerdings weiterhin wissenschaftlich umstritten. Die chirurgische Intervention ist einfach und wenig belastend.

Brustentzündungen sind bei der Mutter häufig, bei guter Stillbetreuung durch Hebammen seltener. Die ersten Tage und Wochen sind oft entscheidend. Es soll vermieden werden, dass sich die Brust durch zu langes und zu häufiges Stillen entzündet oder ein Milchstau entsteht. Pilze oder Bakterien können bei diskreten Verletzungen eine Infektion verursachen. Bei leichter Brustentzündung helfen Quarkumschläge, bei Verdacht auf Candidapilze helfen antimykotische Salben, bei heftiger Rötung und lokalem Schmerz helfen Antibiotika gegen die bakteriellen Erreger einer Brustentzündung.

Kind trinkt nicht genug

Die ersten ein bis zwei Wochen können schwer sein. Die Muttermilch braucht Zeit, das Kind trinkt ungeschickt, wird schnell müde, das Geburtsgewicht wird nach ein bis zwei Wochen nicht erreicht oder die Gewichtskurve bleibt zurück. Lösung: Legen Sie das Kind oft an und nicht zu lange. Füttern Sie als Test eventuell kurz zu (ohne Verwendung von Kuhmilch). Wenn sich keine Besserung einstellt, konsultieren Sie Ihre Hebamme, Ärztin oder Ihren Arzt. Die Trinkmengen sind unterschiedlich. Über 120 ml/kg Körpergewicht pro Tag sollte bei jungen Säuglingen sein. Die erhoffte Gewichtszunahme der ersten zwei Monate beträgt 30 g pro Tag, danach ca. 20 g pro Tag.

Kind darf nicht gestillt werden

Sie sollten Ihr Kind nicht stillen, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft: HIV-positive Mutter, aktive Tuberkulose der Mutter, Varizellen oder Zoster der Mutter in der ersten Lebenswoche des Kindes (in diesem Alter können Varizellen eine lebensbedrohliche Lungenentzündung beim Kind verursachen) und bei mütterlicher Chemotherapie.

Unregelmäßige Atmung

Das ist normal! Neugeborene zeigen einen unreifen Atemtyp mit an- und abschwellenden Atemfrequenzen und kurzen Atempausen im Schlaf. Pausen über zehn Sekunden und Farbwechsel kommen vor allem bei Frühgeborenen vor und werden behandelt. Atempausen bei jungen Säuglingen mit Pulsabfall unter 100 immer der Ärztin / dem Arzt melden.

Spucken und Erbrechen

Bis zu einem gewissen Grad ist das normal (fast 50 % der Kinder), denn der Mageneingang ist funktionell zur Speiseröhre hin offen. Häufiges Erbrechen bei gutem Gedeihen in den ersten Wochen und Monaten ergibt selten ein Problem, da wenig Magensäure vorhanden ist und keine Schmerzen durch sauren Mageninhalt entstehen. Mit sechs Monaten spucken nur noch 20 %, mit zwölf Monaten noch 10 % der Kinder – diese dann mit klinischen Problemen. Inzwischen will man im ersten Lebensjahr auf Protonenpumpenhemmer bei jungen Säuglingen verzichten.

Erbrechen über einen Meter nach jedem Essen und Gewichtsverlust ist ein Hinweis auf einen Pförtnerkrampf. Als Ursache kommt das Antibiotikum Erythromycin infrage oder Genetik. Ultraschall erkennt die Magenpförtnerverdickung. Erbrechen und Gewichtsverlust gilt ggf. auch als Hinweis auf seltene Elektrolyt- oder Stoffwechselstörungen (Arzt und Labor) oder auf eine Kuhmilcheiweißunverträglichkeit (therapeutisches Hydrolysat versuchen). Plötzliches Erbrechen, Schmerzen, wurstförmige Walze im Bauch und Blut im Stuhl ergeben klinisch den Verdacht auf eine Darmverschlingung.

Kind ist gelb (ikterisch)

Leichte Gelbsucht an den ersten Tagen nach der Geburt ist normal (unter 10 mg %). Gelb verfärbte Augen und Haut führen am zweiten oder dritten Lebenstag zu Bilirubinkontrollen im Fersenblut (Gefahr, falls am zweiten Tag > 16 – 18 mg % Bilirubin), dann erfolgen Fototherapie und Infusion. Durch die Bestrahlung mit blauem Licht wird der Farbstoff umgebaut und kann über die Nieren ausgeschieden werden. Infusionen werden erforderlich als Ersatz für die erhöhten Flüssigkeitsverluste während der Fototherapie und zur besseren Ausscheidung von Bilirubin. Erhebliche Gelbsucht zwingt zur Labordiagnostik, da zahlreiche Krankheiten möglich sind. Bleibende Hirnschädigungen beim reifen Kind werden ab 20 mg % Bilirubin beschrieben – bei Frühgeborenen liegen die Werte niedriger.

Anhaltende Gelbsucht bei gestillten Kindern über drei bis vier Wochen ist meist ein sogenannter Muttermilchikterus, eine Laborkontrolle und ein Ultraschall der Gallenblase werden empfohlen. Bei entfärbtem, kalkartigem Stuhl erfolgt unbedingt Diagnostik bezüglich der Gallenwege.

Die Haut des jungen Säuglings zeigt rasche Farbwechel

Die Haut der Neugeborenen und jungen Säuglinge ist dünn, die Durchblutung wechselt stark. Bei Erregung wird das Gesicht gerne dunkelrot, bei Kälte werden Arme und Beine blau oder marmoriert, selbst halbseitige Blässe ist möglich. Diese vegetative Instabilität kann irritieren. Bis zu 10 % der Neugeborenen sollen wie ein Harlekin die Farbe wechseln können.

Säugling ist zittrig und schreckhaft

Die sogenannte „Hyperexzitabilität“ kann normal sein, z. B. bei Hunger und Ärger, oder unruhigem Kind.

Sie kann aber auch ein Hinweis auf Krankheiten sein: z. B. Unterzuckerung (gehäuft bei untergewichtigen Kindern und Frühgeburten). Denkbar wären auch ein Drogen- oder Medikamentenentzug, ein Calciummangel oder ein erster Hinweis auf eine neurologische Störung. Sie sollten nach Möglichkeit ein Handyvideo erstellen und mit der Ärztin oder dem Arzt sprechen.

Hyperekplexie wäre die Maximalform an Schreckhaftigkeit mit völligem Versteifen bei Schreck oder Berührung. Es handelt sich um eine lebensbedrohliche genetische Erkrankung. Das Kind kann schlecht essen oder schlucken, es kommt dabei zu heftigen Verkrampfungen der Muskulatur, Atmen oder Schlucken misslingen und das Kind wird bedrohlich blau. Eine medikamentöse Therapie wird erforderlich.

Kind zeigt eine reduzierte Muskelspannung oder ist muskelschwach

Vor allem Kinder mit Gelbsucht sind müde und hypoton. Bei anhaltendem Befund braucht es eine Schilddrüsendiagnostik. Neuromuskuläre Krankheiten zeigen sich initial mit motorischer Schwäche und Bewegungsarmut. Hypotone, sehr bewegliche Kinder werden später geschickt (besonders nachdem sie Krankengymnastik erhalten haben).

Gut 10 % der Kinder sind hypoton, bewegungsarm, aber kräftig, werden schnell schwer und groß. Sie lieben es, herumgetragen zu werden, und wollen keine Bauchlage. Diese „Bärchen“ können mit ihrer tapsigen und verzögerten Statomotorik das Umfeld in Sorge stürzen, entwickeln sich aber doch ohne Intelligenzdefizit. An dieser Kindergruppe arbeiten sich viele Therapeut:innen mit nur fraglichem Erfolg ab.

Säugling schreit über Stunden

Die ersten drei Monate gibt es das anlasslose Schreien als sogenanntes Bindungsschreien. Die Eltern werden bekümmert und kümmern sich. Über 30 unbewiesene Theorien zum Schreien sind in der Literatur vorhanden. In der Literatur spricht man von gut 20 % Schreikindern. Schreien über drei bis fünf Monate gilt als Hinweis auf drohende Verhaltensstörungen. Aber oft werden es doch kluge Kinder mit Migräne. Merke: Mutter und Vater sind unschuldig, Muttermilch ist unschuldig und die Ärzt:innen finden in aller Regel nichts.

Therapie: Tragetuch, schaukeln, sanftes Hüpfen, Kinderwagen fahren, Nerven behalten, am Tag das Kind viel beschäftigen (manche plädieren für besonders viel Ruhe). Psychotherapeut:innen schlagen vor, das schreiende Kind einfühlsam zu beantworten, es also nicht einfach liegen und schreien zu lassen. Verhaltenstherapeut:innen wissen, dass ein ignoriertes Kind irgendwann aufhört zu schreien. Diese Methode führt zu stummen Kindern, z. B. in desolaten Säuglingsheimen, mit schweren, bleibenden Entwicklungsstörungen und hoher Todesrate durch Hospitalismus. Medikamente sind wahrscheinlich wirkungslos bzw. Placebos (Probiotika, sab simplex oder lefax, Salben usw.). Zahlreiche kostenpflichtige Therapieangebote mit zweifelhafter Wirksamkeit werden angeboten. Singen bereits während der Schwangerschaft wird empfohlen, was allgemein eine gute Idee ist.

Atlas- oder Manualtherapie bei Neugeborenen und jungen Säuglingen gilt international als risikoreich und sollte unterlassen werden. Von deutschen Krankenkassen wird die Therapie finanziell unterstützt, obgleich kein Wirksamkeitsnachweis besteht und die Verordnungsfähigkeit der Methode auf Rezept ausgeschlossen wurde.

Säugling schläft zu wenig

Der stabile Tag-Nacht-Rhythmus braucht Zeit, mitunter Jahre. Abends kann man öfters anlegen und Programm machen, nachts dagegen nicht spielen, wenig Licht, wenig sprechen. Bereits nach zwei bis drei Wochen kann ein Neugeborenes sechs bis sieben Stunden nachts schlafen. Schlafende Kinder lässt man schlafen, nur ausnahmsweise weckt man sie zum Stillen. Wer gar nicht gut schläft, erhält über eine Woche ein Schlafprotokoll, und dann wird therapeutisch getrickst.

Kinder mit Entwicklungsstörungen können als erstes Krankheitszeichen eine hartnäckige Schlafstörung zeigen (weiß das Internet und macht viele Mütter panisch wegen Autismus). Schwere Schlafstörungen zeigen Kinder mit fetalem Alkoholsyndrom, Autismus und genetischen Krankheiten. (Besonders schwer haben es Familien mit einem Kind mit fragilem X-Syndrom.)

Säugling schläft zu viel

Die Schlafdauer ist sehr variabel. Vielschläferkinder sind in aller Regel sehr gesund. Auch hier hilft im Zweifelsfall ein Schlafprotokoll für eine Woche. Remo H. Largo hat die breite Varianz der Schlafdauern in seinem Buch „Babyjahre“ für Schweizer Kinder analysiert. Neugeborene schlafen 13 – 14 h/Tag und sind ein bis zwei Stunden am Stück wach. Die Schlafperioden sind am Tag rasch kürzer als nachts. Säuglinge schlafen 12 – 16 h/Tag und nachts manchmal durch, etwa ab der sechsten bis zwölften Woche. Etliche Säuglinge halten die Normen nicht ein.

Atemnot im Schlaf

Einige Eltern beobachten im Schlaf frustrane Atembewegungen: Das Neugeborene oder der Säugling ringt nach Luft, wird öfters wach. Bei älteren Säuglingen Mundatmung am Tag, da die Nasenatmung anhaltend behindert ist. Entsprechende Kinder gedeihen schlecht und sind vom plötzlichen Kindstod bedroht. Ursache sind angeborene oder erworbene Verengungen der Atemwege: im Bereich der Nase z. B. eine angeborene Choanalstenose (ein weitgehender Verschluss der Nasenwege), im Bereich des Rachens eine Spaltbildung oder anderweitige Missbildung, im Bereich der Luftröhre eine Einengung. Bei Letzterer findet sich ein hörbares Geräusch bei der Einatmung, ein sog. „inspiratorischer Stridor“. Obstruktive Apnoen sind praktisch nie Folge eines Refluxes.

Junger Säugling mit Niesanfällen und Hustenattacken

Heftige Husten- und Niesattacken beim Neugeborenen und Säugling, oft mit Blauverfärbung des Gesichts und verzögerter Einatmung, können ein Hinweis auf Keuchhusten (Pertussis) sein und erfordern Diagnostik, da Keuchhusten gefährlich ist. Im Zweifelsfall werden die Eltern gebeten, ein Handyvideo zu erstellen, und in der Kinderarztpraxis erfolgt ein Nasenabstrich auf Pertussis oder im Labor auf Keuchhustenantikörper. Inzwischen werden Schwangere vor der Geburt gegen Pertussis geimpft (Nestschutz für das Baby).

Bindehautentzündung

Bei Neugeborenen und Säuglingen gibt es häufig Bindehautentzündungen, da der Tränen-Nasen-Gang nicht ausreichend offen ist. Bei leichtem Verlauf mit Wasser (nicht mit Kamillentee) sauber machen und abwarten. Wird das Auge deutlich rot, sind antibiotikahaltige Augentropfen notwendig (lösen meist weder Allergien noch Nebenwirkungen aus). Heuschnupfen bei Neugeborenen gibt es nicht. Risiko der Bindehautentzündung ist die Orbitalphlegmone, eine Entzündung und Schwellung um das Auge, dann werden systemisch Antibiotika erforderlich. Hauptkeim der Orbitalphlegmone ist Haemophilus influenzae (Haemophilus-Cellulitis) und deshalb wird meist das Antibiotikum Amoxicillin mit Clavulansäure verordnet.

Blut im Stuhl

Beim gestillten Kind kann es sich um mütterliches Blut aus einer blutenden Brust handeln (Melaena spuria).

Es kann sich um eine Darmentzündung handeln durch die allergische Reaktion des Darms gegen Kuhmilchproteinbruchstücke in der Muttermilch (echte Melaena). Die Mutter soll dann kein Kuhmilcheiweiß mehr zu sich nehmen und meist auch keine Nüsse oder Sojaprodukte.

Es kann sich um eine andauernde Allergie des kindlichen Darms gegen die Muttermilch handeln (trotz Diät). Dann wird die Gabe eines therapeutischen Hydrolysats erforderlich, also einer sicher nicht allergenen Elementardiät, diese ist teuer und gut, schmeckt jedoch schlecht. Kinder, die therapeutische Hydrolysate brauchen, trinken sie.

Eine Darmblutung kann erstes Zeichen von Gerinnungsstörungen sein, deshalb ist Vitamin K nachzugeben. Die Darmblutung kann u. a. Folge eines angeborenen Polypen oder in den Darm versprengter Magenschleimhaut mit Darmentzündung sein. Hier wird nach Diagnostik eine Endoskopie oder OP erforderlich.

Kind verschluckt sich

Das machen fast alle Neugeborenen und Säuglinge ab und an, sie japsen, husten und würgen dabei. Sie werden dann bestenfalls umgedreht, sanftes Klopfen auf den Rücken. Manchmal ist der Verlauf heftig, das Kind ist kurz blau, danach müde. Es kann auch sein, dass Milch in die Lungen gelangt ist, dieser Vorgang nennt sich Aspiration. Bei wiederholtem und schwerem Verlauf sollten Sie die Ärztin oder den Arzt aufsuchen, da eine Aspirationslungenentzündung möglich ist oder z. B. Anlagestörungen der Speiseröhre, Luftröhre oder der Bronchien bestehen.

Säugling mit Hämangiom (Infantile Hämangiome)

Initial kleine rötliche Papel, eventuell erst in den ersten Lebenswochen sichtbar, dann aber rasch wachsend, vor allem bei Frühgeborenen. Je nach Lokalisation ist keine Therapie erforderlich oder man macht eine Therapie mit Salben oder Medikamenten. Es gibt eine spezielle Hämangiom-Sprechstunde an der Uni Freiburg. Der Entwicklungsverlauf der Hämangiome ist schlecht vorhersehbar, mit fünf Jahren sind die meisten wieder klein, mit zehn Jahren meist weg (teilweise Narben). Manche Orte erfordern entschlossenes Handeln (Auge, Genitale, Gesicht) und stationäre Einweisung. Blutungen sind unangenehm schwer zu stillen.

Säugling mit Leberflecken: Melanomrisiko?

Sie bereiten große Sorge und sind häufiges Thema, bereits über Kindergartenscreenings wird berichtet. Vor dem zehnten Lebensjahr ist Hautkrebs mehr als selten, weniger als 1:1.000.000. Ab dem zehnten Lebensjahr ist er sehr selten möglich, als Folge von UV-Strahlung oder Krankheiten (Riesennaevi). Ab zwölf Jahren gelingt meist in Lokalanästhesie die Entfernung von Naevi. Sinnvoll ist dies in den Regionen Kopfhaut, Handflächen und Fußsohlen sowie an mechanisch belasteten Stellen und Nacken. Hier erfolgt meist eine großzügige Indikation zur operativen Entfernung, sodass es keine kostenpflichtige Schönheitsoperation wird.

Sonnenschutz

Etwas Sonne ist wichtig und gut, damit der Vitamin-D-Speicher gefüllt bleibt, und die Seele dankt es auch. Bei intensiver Sonne bedarf es der Sonnencreme, eines Hutes und geeigneter Kleidung. Wir stehen vor einer klassischen Abwägungsentscheidung, die immer falsch sein kann. Grundsätzlich gilt: Die Haut vergisst nichts – jeder UV-Strahl trifft.

Windeldermatitis

Hier handelt es sich um eine Rötung und Entzündung mitbedingt durch Stuhlgang und Candida im Windelbereich. Ohne Windeln kommt sie tatsächlich nicht mehr vor. Nystatinhaltige Pflegecremes sind gut. Begleitend ist auch Mundsoor (Pilzbefall im Mundraum) möglich mit weißlichen Auflagerungen an der Wangenschleimhaut und auf der Zunge. Nystatin oral hilft zuverlässig, das Medikament wird nicht resorbiert und verringert Pilzbefall im Darm. Candida reagiert zu 100 % empfindlich auf Nystatin. Schnuller und Sauger sollten Sie gegen Ende der Therapie austauschen.

Atopische Dermatitis (Neurodermitis)

Ab der zweiten bis vierten Woche stellt sich eventuell trockene Haut an Wangen, Gesicht und/oder Körper mit eventuellem Juckreiz ein. Bis 20 % aller Neugeborenen und Säuglinge sind phasenweise betroffen, meist bildet sich die Erkrankung nach dem zweiten Lebensjahr spontan zurück. Bei leichter Ausprägung abends Fettsalbe auftragen, bei deutlicher Entzündung cortisonhaltige Creme initial oder Tacrolimus (off-label). Bei starker Ausprägung ist eine ärztliche Diagnostik nötig. Stillende Mütter sollen versuchsweise auf Kuhmilch, Nüsse und Soja verzichten. Selten sind Blutauflagerungen im Stuhl (Melaena) als Zeichen einer Milcheiweißunverträglichkeit. Manchmal muss die Mutter abstillen und das Kind wird mit einem therapeutischen Hydrolysat (ohne allergenes Eiweiß) ernährt. Flaschenkinder erhalten bei starker Neurodermitis ein nicht allergenes Hydrolysat. Bei zwei Drittel der Neurodermitiskinder findet sich keine allergische Ursache, meist aber familiäre Belastung mit Neurodermitis, obstruktiver Bronchitis oder irgendwelchen Allergien.

Die wissenschaftliche Datenlage der Salbenbehandlung ist dünn. Durch Fette und Öle wird der Flüssigkeitsverlust gemildert und die Hautbarriere verbessert. Inzwischen nennt sich die Salbenbehandlung „Basistherapie“. Bei trockenem Ekzem ist ein hoher Fettanteil angezeigt, bei nässendem Ekzem wässrige Salben. Der Preis der Salbe bedingt nicht die besonders gute Wirkung. Die meisten Zusätze in den Salben sind ungeprüft oder wirkungslos.

Problematisch werden stark entzündete, aufgekratzte und juckende Hautveränderungen. Staphylokokken scheinen hier eine wichtige Rolle zu spielen (Juckreiz), ebenso Pilze (Candida) und die genetisch erklärbare Tendenz zur Hautentzündung.

Bei massiv betroffenem Kind kann man die Salben regelmäßig wechseln, also cortisonhaltige Creme, Pilzmittel in halbfetter Salbe, staphylokokkenwirksames Präparat jeweils zweimal täglich. Bereits nach wenigen Tagen wird die Therapie weniger intensiv. Manchmal lohnt die orale Zugabe von Zink in Wasser gelöst.

Feuchte Umschläge sind bei starker Entzündung und nässendem Ekzem gut, technisch aber nicht einfach. Trocknen die Verbände auf der entzündeten Haut fest, so ist der Schaden größer als der Nutzen, eventuell ist eine Fachkraft um Hilfe zu bitten. Die Neurodermitis wird inzwischen wissenschaftlich gut verstanden als genetische Erkrankung mit defekten Hauteiweißen. Die Therapie ist noch nicht viel weitergekommen. Bei schwerer Neurodermitis finden sich Therapiemöglichkeiten durch Immunmodulatoren.

Milchschorf

Das sind gelbliche, fest haftende Beläge auf der Kopfhaut, manchmal auch im Gesicht und an den Augenbrauen. Mit Mandelöl lassen sie sich gut einweichen und mit einer Babybürste sanft wegbürsten. Ohne Therapie wird der Schorf dicker, müffelt und die Haare brechen ab. Milchschorf ist häufig bei Kindern mit atopischer Dermatitis und eventuell besteht ein positiver Zusammenhang mit Candidabefall. Einige Hautkliniken wollen nichts tun.

Hautveränderungen als Hinweis auf neurologische Störungen (Neurokutane Syndrome)

Sechs oder mehr Café-au-Lait-Flecke gelten als sicherer Hinweis auf eine Neurofibromatose: Sie sind ab Geburt vorhanden und werden im ersten Lebensjahr deutlicher; Gendiagnostik ist möglich, ein frühes MRT zum Nachweis der Fibrome im Gehirn ist umstritten. Die Diagnose Neurofibromatose kann bei eindeutigen Hautveränderungen sicher gestellt werden.

Drei weiße Flecke reichen aus, um die Verdachtsdiagnose einer tuberösen Sklerose zu stellen. Die weißen Flecke sind früh vorhanden, an Stamm und Extremitäten. Genetik sichert die Diagnose einer tuberösen Sklerose.

Große, rote Pigmentflecke (Portweinflecke) im Gesicht können auf eine Gefäßstörung im Gehirn hinweisen, das sogenannte Sturge-Weber-Syndrom.

Neurokutane Syndrome sind sehr vielfältig und initial schwer zu fassen, vormals bedurfte es intensiver Hautdiagnostik. Die Genetik verhilft inzwischen zur raschen und sicheren Diagnose.

Kind nimmt zu schnell zu (Riesenbabys)

Eine schnelle Gewichstzunahme ist oft familiär bedingt, vor allem auch bei voll gestillten Kindern. Das Kind wird sehr schnell groß und schwer, nach vier bis neun Monaten aber flachen die Gewichts- und Wachstumskurven wieder ab. Man sollte weiterhin stillen und abwarten, eventuell die Großeltern nach großen, schweren Kindern fragen. Vorsicht ist geboten mit Zufüttern kalorienreicher und süßer Speisen nach dem sechsten Monat. Die Riesenbabys sind später meist unauffällig und die Wissenschaft behauptet, gestillte Kinder würden nicht dick. Sehr selten ergibt sich die exzessive Gewichtsentwicklung aus genetischen Krankheiten oder Stoffwechselstörungen.

Neuerdings weiß die gut informierte Familie, dass Antibiotika über eine nachhaltige Störung der Darmflora die Adipositas (Fettleibigkeit) verursacht haben könnten. Aktuell wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass Probiotika die Erholung der Darmflora nach einem Antibiotikum eher verzögern als beschleunigen. Gesichert ist, dass Schlafmangel Adipositas hervorruft und die Ernährung im zweiten Lebenshalbjahr von anhaltender Bedeutung für die spätere Gewichtsentwicklung ist.

Säugling zu leicht bis untergewichtig

Etliche Kinder bleiben hartnäckig schlank und leicht. Bleiben sie auch zu klein, wird Diagnostik erforderlich (Genetik, Stoffwechsel, Organe). Bei linearer Längenentwicklung, gutem Befinden, vollen Backen und kleinem Doppelkinn ist Schlanksein harmlos. Bewegungsfreudige Säuglinge mit schlanker Muskulatur entwickeln gute Kraft und Koordination. Sie tanzen später oder spielen Fußball. Häufigste Ursache für Kleinwuchs und Gedeihstörungen sind psychosoziale Gründe.

Ernährungsfragen zu Säuglingsmilchnahrungen

Optimal ist volles Stillen über sechs Monate. Gestillt wird, sobald das Kind will, abends auch mal jede Stunde, aber nur zehn bis 15 Minuten, um die Brust zu schonen. Stillpositionen und korrekte Kindhaltung sind essenzieller Teil der Anleitung und Begleitung der Mütter durch Hebammen.

Bei Formula bzw. Flaschennahrung wird vorgeschlagen, bei „Prä“-Nahrung sechs Monate zu bleiben, Firma egal, Preis egal. Dem stehen viele „Ernährungsfachleute“ gegenüber, die dann doch ein Präparat oder Wechsel vorschlagen. Zwischen den diversen „Prä“-Nahrungen kann schlagartig gewechselt werden. Ziege ist nicht identisch mit „prä“ und hat einen differenten Eiweißgehalt.

Antireflux-Nahrungen (AR-Nahrungen) sind hilfreich bei häufigem Spucken und Erbrechen. Sie machen die Nahrung im Magen dickflüssiger; dadurch weniger oft Erbrechen, aber Tendenz zur Verstopfung.

Laktosereduzierte Nahrungen (SL = sine [ohne] Lactose) sind eigentlich nie erforderlich, da Laktoseintoleranz bei jungen Säuglingen unbekannt ist; sie sollen jedoch nach einem Durchfall mit Schleimhautschaden besser bekömmlich sein.

Eitrige Zehen (Umlauf oder Panaritium)

Häufig treten sie bei jungen Säuglingen auf. Desinfizieren sollte man mit Octenisept oder/und lokal häufig Eincremen mit Mupirocin-Salbe (offiziell zugelassen ab der vierten Lebenswoche). Die Zehnägel junger Säuglinge sind oft brüchig und teilweise eingewachsen. Es ist auf die Ausbreitung der Entzündung (meist Staphylokokken) zu achten. Jodhaltige Cremes oder Rivanol gelten bei Neugeborenen als fragwürdig bezüglich Nebenwirkungen.

Blitz-Nick-Salaam-Anfälle (West-Syndrom)

Sie treten meist nach dem dritten Lebensmonat auf, auch bei zuvor gesunden Kindern. Nach dem Erwachen wirkt das Kind in sich gekehrt, reißt die Augen auf, streckt die Arme, eventuell Schulterversteifung und kurze Kopfbeugung, dann Pause für 15 Sekunden bis wenige Minuten, danach erneuter Anfall. Manchmal weint das Kind. Video erstellen und sofort zum Arzt / zur Ärztin! Je kürzer die Krankheitsdauer, umso besser die Entwicklungsprognose. Sie sollten ein EEG erbitten, falls möglich am selben Tag.

Fieberkrämpfe vor dem ersten Lebensjahr

Ein früher Beginn gilt als komplizierend, eine präzise Diagnostik ist unbedingt empfehlenswert. Dreitagefieber kann frühe Fieberkrämpfe auslösen, aber auch das sehr schwer verlaufende Dravet-Syndrom oder verschiedene Hirnerkrankungen. Nähere Erläuterungen finden Sie im Kapitel „B 16 Krampfanfälle (Neurologie)“.

Hörtest im Neugeborenen- oder frühen Säuglingsalter

Inzwischen erhalten alle Neugeborenen in den ersten Lebenswochen eine objektive Hörprüfung an beiden Ohren. Dabei werden Klicktöne eingespielt und die evozierten Potenziale im Gehirn gemessen (die Töne führen zu gleichförmigen Reaktionsmustern im Gehirn – und lassen sich mit technischer Unterstützung erkennen). Der Test kann in den ersten Lebenswochen misslingen und muss öfters ein- oder zweimal wiederholt werden. Durch eine Zytomegalie-Infektion kann ein erst als unauffällig getestetes Gehör sich im Verlauf verschlechtern.

Hüftsonografie nach „Graf“

Ab der dritten bis vierten Lebenswoche wird mit Ultraschall die Tiefe der Hüftpfanne ausgemessen. Etwa 5 % haben unreife Hüften und müssen kontrolliert werden. Weniger als 1 % brauchen eine Spreiztherapie; es handelt sich um eine sehr gute Methode, entwickelt vom österreichischen Chirurgen Prof. Reinhard Graf. Zahlreichen Kindern werden dadurch Operationen und Gipsbehandlungen erspart, jungen Erwachsenen bleibende Hüftschäden.

Auffällige Kopfumfangskurve beim Säugling

Die Köpfe der Menschen sind verschieden groß, hängen aber kaum mit der Intelligenz zusammen. Kleine Köpfe gelten als schlecht, große auch, meist bedeutet beides nichts, führt aber zu Ultraschall und eventuell weiteren Kontrollen. Manche Mikro- oder Makrocephalie ist Teil einer seltenen Erkrankung. Wegen der Risiken sind diverse Kontrollen nötig, die viel Unruhe verbreiten. Kopfumfangsmessungen sind eigentlich immer ein wenig falsch – Längenmessungen auch (Neugeborene sind elastisch); wichtig ist der Kurvenverlauf.

Schädelasymmetrie und Lieblingslage

Fast alle Kinder kommen mit einer in der Gebärmutter erworbenen Kopflieblingslage zur Welt. Nach der Geburt schaut das Kind zur Mutter, rasch verformt sich der Schädel. Diagnostisch wird der Kinderkopf exakt gerade gelagert, findet man einen höheren und einen niedrigeren Stirnhöcker, so liegt das Kind einseitig und die höhere Stirn liegt unten. Das Kind wird dann im Wachen auf die weniger geliebte Körperseite gelagert – denn wir wollen keine schrägen Köpfe. Osteopathie ist weniger effektiv als Krankengymnastik und Lagerung, Helmtherapie nur bei sehr schweren Fällen. Bei früher Kontrolle und Therapie (z. B. U3) gibt es wenig Probleme.

Wie stabil ist die Wirbelsäule?

Bereits Neugeborene lassen sich gehalten aufrichten. Bei Säuglingen gilt die Wirbelsäule als stabil, sobald der Kopf frei balanciert werden kann. Früh aufgerichtete Kinder entwickeln sich besser, eventuell wegen der früheren Auge-Hand-Koordination. Schwer behinderte Kinder werden mit ca. einem Jahr aufgerichtet (Stehständer, Bauchlagevorrichtungen, Orthesen). Die ersten mutigen Kliniker:innen, die dies durchgeführt haben, wurden heftig kritisiert, behielten aber recht. Noch heute gibt es viel Streit über das zeitgerechte Aufrichten und Hinsetzen.

Schielen und andere Augenbesonderheiten

Hin und wieder auftretendes Schielen ist die ersten sechs Monate erlaubt, danach nicht mehr. Häufig findet die Augenärztin oder der Augenarzt einen Pseudostrabismus, also kein wirkliches, sondern ein vorgetäuschtes Schielen durch eine breite Nasenwurzel. Andauerndes, einseitiges Schielen ist nie erlaubt, ebenso wenig ein Augenzittern (Nystagmus). Ungleich große Lidspalten sind häufig, ungleich große Augäpfel erfordern augenärztliche Diagnostik, ungleich große Pupillen sind manchmal harmlos und erfordern ebenso wie kleine Defekte in der Iris (Iriskolobome) und unterschiedliche Augenfarbe augenärztliche Diagnostik. Ein einseitig hängendes Oberlid (Ptosis) kann verschiedene Ursachen haben, daher ist auch hier ein Besuch bei der Augenärztin oder beim Augenarzt angeraten. Die Diagnostik kann umfangreich werden.

Säugling hat Leistenbruch

Unterhalb des Leistenbandes gibt es eine sogenannte Bruchpforte, die bei etlichen Kindern nicht gut genug geschlossen ist – es kommt zum Leistenbruch. Etwa pflaumengroß wölbt sich ein schmerzhafter Knubbel unter der Haut vor, mit Darm als Inhalt.

Autofahren hilft manchmal gut, um den Bruch wieder zurückzubekommen: Etliche Kinder werden im Auto ruhig und die Vibration verhilft dem Darm, zurück in die Bauchhöhle zu kommen. Bleibt der Bruch schmerzhaft draußen, gehts ins Krankenhaus. Leistenbrüche gehen nicht mehr weg und werden operiert, falls möglich erst im späteren Säuglingsalter. Bei Neugeborenen wird ungern operiert wegen der erhöhten Narkoserisiken.

Manchmal bleibt nach Rückgang des Leistenbruchs bei Mädchen eine tastbare, kleine, flache Erbse unter der Haut zurück – ein „vorgefallenes“ Ovar – und wieder gehts ins Krankenhaus. Diese Komplikation ist sehr selten, erfordert indes eine frühzeitige Operation, um das Ovar vor Schäden zu schützen.

Säugling wird blass

Gesunde Säuglinge entwickeln um den dritten Monat vorhersehbar eine gewisse Blässe und Blutarmut. Die Hämoglobinkonzentration sinkt auf 11 oder 10 mg %, bleibt aber meist zweistellig. Danach wird vermehrt ein Hormon namens Erythropoietin (EPO) für die Blutneubildung gebildet und die Blutbildung kommt wieder in Gang. Dieser Prozess ist keine Folge eines Eisenmangels, vielmehr sind die Eisenspeicher oft voll. Frühgeborene werden besonders blass mit Hämoglobinwerten zwischen 7 und 9 g %. Bei Kindern von Müttern mit Eisen-, Vitamin-B12- oder Folsäuremangel entsteht eine erhebliche Blutarmut mit Behandlungsbedarf, ebenso bei den meisten Frühgeborenen.

Unterhalb eines Hämoglobins von 7 g % entstehen erhebliche Entwicklungsstörungen. Nicht alle Anämien lassen sich mit Eisentropfen, Folsäure und Vitamin B12 erfolgreich behandeln – hier bedarf es dann einer Hämatologie.

Kind zeigt kurze Bewusstlosigkeit bei Schmerz oder Erregung

Schmerz (z. B. bei Blutabnahme) und Erregung (z. B. bei Hunger) können zu einer genetisch bedingten, starken Pulsverlangsamung durch einen Vagusreiz führen. Es entsteht eine kurze Bewusstlosigkeit mit ausgeprägter Blässe; danach erfolgt binnen weniger Minuten die rasche Reorientierung und volle Erholung. Erstellen Sie ein Handyvideo und nutzen Sie auf alle Fälle eine ärztliche Diagnostik. Synkopen treten manchmal mehrfach am Tag auf. Neuerdings werden schwer betroffenen Kindern Herzschrittmacher implantiert – die Maßnahme ist umstritten.

Plötzlicher Kindstod oder Beinahekindstod

Alle Menschen können akut und „grundlos“ versterben. Das Risiko im Neugeborenen- und Säuglingsalter ist deutlich höher als im späteren Lebensalter. Risiko steigt bei Bauchlage, rauchenden und/oder Drogen konsumierenden Eltern, Virusinfekten, Untergewicht, Frühgeburt, Mehrlingen, Armut, schlechter Wohnsituation. Der plötzliche Kindstod ist eine häufige Todesursache von jungen Säuglingen in den westlichen Industrieländern (7. Platz). Die Forschung findet beim Kind genetische Risiken, Lungenveränderungen, zentralnervöse Besonderheiten (angeborene Architekturstörungen), Kanalkrankheiten im Bereich der Nervenzellmembran oder den Herzmuskelzellen mit Störungen der Reizleitung, Herzrhythmusstörungen, Hormonveränderungen, Infektionen.

Die Vermeidung der Bauchlage und „richtiges Schlafen“ hat viel verbessert. Keine hübschen Plüschtiere ins Bett, kein Kissen, kein Einwickeln, keine Seitlagerung, sondern lockere, luftige Kleidung, Schlafsack statt dicker Decke, nicht zu warm im Raum, nicht im Bett der Eltern, aber gerne direkt daneben. Nicht in einer Wippe schlafen; dadurch werden über 50 % Reduktion der Todesfälle erreicht.

Die Säuglingsreanimation durch Eltern oder Laien beginnt meist mit Anblasen, Schmerzreiz setzen, hochnehmen, kaltes Wasser, dann Wiederbelebungsbemühungen; die Erfolgsaussichten sind oft nicht gut; auf alle Fälle Notärztin/Notarzt rufen.

Jede Monitorüberwachung bei Frühgeborenen mit langen Atempausen oder nach Beinaheereignis zu Hause erfordert elterliches Wissen über die Wiederbelebungsmaßnahmen. Wichtig ist ein Reanimationstraining für die Eltern und das Wissen um zahlreiche Fehlalarme.

Plötzlicher Zwischenfall im Säuglingsalter

Abrupte Blässe oder Blauwerden, Atemstörung, Tonusstörung der Muskulatur (schlaff oder steif), reduzierte Reagibilität. Ursächlich diskutiert werden vasovagale Synkopen durch Schreck, Schmerz und Hunger als genetische Besonderheit. Weiterhin Aspiration bei Reflux (Einatmen von Mageninhalt beim Erbrechen), unreife Atmung, cerebrale Krampfanfälle, Keuchhusten, Elektrolyt- oder Glucosestoffwechselstörungen. Es besteht kein erhöhtes Risiko eines plötzlichen Kindstods in dieser Gruppe.

Diagnostisch vorgeschlagen werden Infekt- und Keuchhustendiagnostik, EKG (Long-QT-Syndrom), Pulsoxymetrie, Schluck- und Trinkbeobachtung (Reflux), EEG (gutartige Säuglingsepilepsien) MRT (bei zerebralen Architekturstörungen), Schlafanalyse. Umgesetzt wird das in der Regel nicht.

Zähne, Zahnen

Sie kommen, wenn sie wollen, und kommen immer, manchmal nicht ganz am richtigen Ort. Selten zeigt sich ein einzelner Zahn schon im Neugeborenenalter (Hexenzahn), manchmal im Rahmen genetischer Erkrankungen, manchmal wird er als Stillhindernis gezogen.

Das Zahnen verursacht, wenn überhaupt, nur wenig Fieber und wenige Beschwerden. Eruptionszysten sind kleine Zysten über dem kommenden Zahn, in die es einbluten kann. Zahnverletzungen treffen viele ältere Säuglinge, Zahnreplantation ist nur bei bleibenden Zähnen sinnvoll.

Schleimzysten

Schleimzysten bilden sich an Zungengrund und Wangentaschen. Sie platzen spontan oder werden entfernt.

Die Vorhaut des männlichen Säuglings

Bei Neugeborenen ist die Vorhaut fast immer mit der Eichel verklebt. Eine spezielle Reining ist nicht erforderlich, nur Wasser drüber. Bei etlichen Säuglingen ist sie sehr eng, Ballönchen beim Pinkeln und dünner verzwirbelter Strahl. Cortisoncreme vorne drauftupfen, bis die Vorhautverklebung sich löst und die Harnröhrenöffnung sichtbar wird. Bei manchen Säuglingen entsteht eine Entzündung (Balanitis), meist durch Escherichia coli (E. coli), Staphylokokken oder Candida, dann intensiv cremen mit Mupirocin, Miconazol und Cortison. Warme Bäder sind eher ungünstig, Manipulation nur im Notfall vornehmen, Antibiotika bei diffuser Rötung des Penisschaftes systemisch einsetzen.

Beschneidung ist in Deutschland im ersten Lebensjahr nur in medizinischen Notfällen üblich, da ein erhöhtes Narkoserisiko besteht. Beschneidung hat Vorteile bei Blasen- und Niereninfektionen, Geschlechtskrankheiten und HIV, indes weltanschaulich vermintes Gelände mit absurden Abläufen im Einzelfall. Ab dem ersten Lebensjahr kein relevant erhöhtes Risiko mehr bei guter Anästhesie.

Labienverklebung (Labiensynechie) bei Mädchen

Bei vielen Mädchen findet sich eine Labienverklebung (teilweise Verklebung der Schamlippen). Sie kann belassen werden, da meist weder Beschwerden noch Blasentzündungen, im Jugendalter löst sich die Verklebung meist spontan gut. Bei wiederholter Blasenentzündung oder auf Wunsch verwendet man Cortisoncreme. Hormonhaltige Salben sind nicht so günstig (machen wulstige Schwellung der Schamlippen). Internetforen sind zu Recht gegen jede Intervention.

Ausfluss bei Neugeborenen und Säuglingen

Ausfluss ist bei Neugeborenen normal (wegen hoher Hormonspiegel wird sogar eine Abbruchblutung möglich). Bei Säuglingen handelt es sich meist um lokale bakterielle Infektionen, dann hilft ein Sitzbad, ggf. Abstrich mit Kultur und gezielter antibiotischer Therapie. Bei erheblicher entzündlicher Komponente ist eine Überweisung zur Kindergynäkologie zur Suche nach Fremdkörpern oder einem entzündlichen Lichen (chronische Hautentzündung) sinnvoll.